Selzer Fertigungs- und Systemtechnik in Driedorf

Zukunft? Ja bitte!

22.05.2024 | Die Zukunft der Selzer Fertigungs- und Systemtechnik war lange ungewiss und ist es auch in Teilen noch immer. Dennoch wurde zwischen Arbeitgeber, Betriebsrat und IG Metall eine Eckpunktevereinbarung verhandelt und vereinbart, die nun den Weg in Richtung zukünftiger industrieller Arbeit in Driedorf regeln soll.

  • Verhandlungen über Zukunftsperspektive gehen weiter
  • Gespräche und Verhandlungen mündeten in Eckpunktevereinbarung, die nun ausverhandelt werden
  • Betriebsräte und IG Metall wollen an aktiver Zukunft mitgestalten, dafür müssen Beschäftigte aber beteiligt werden
  • Beschäftigungs- und Standortsicherung soll bis Ende 2027 rund 220 Arbeitsplätze sichern, Investitionen sind geplant

Die Verhandlungen für die nötigen zu vereinbarenden kollektiven Vereinbarungen haben letzte Woche begonnen und gehen weiter.

Trotz den unterschiedlichen Standpunkten im Verkaufsprozess und zu der unternehmerischen Entscheidung des neuen Eigentümers von Selzer (FerrAl United GmbH Frankfurt) konnten in zähen Gesprächen und Verhandlungen Eckpunkte zur Zukunft von Selzer in Driedorf vereinbart werden.

„Die Transformation der Produktion und Werke in Driedorf wird aber Auswirkung auf die Beschäftigten in Roth haben, den geplanten Personalabbau (Halbierung der Belegschaft) konnten wir reduzieren.  Aber, es wird künftig in Driedorf weniger Arbeitsplätze geben. Das können wir leider nicht verhindern.“ so Sybille Brandenburger und Carsten Pamperin (Betriebsratsvorsitzende bei Selzer Fertigungs-/Selzer Systemtechnik).

In vielen Verhandlungen konnte, gemeinsam mit der Geschäftsleitung, erreicht werden, dass künftig in Driedorf weiter produziert und entwickelt wird. Driedorf soll in der Selzer Group aber auch im Verbund mit anderen Betrieben der FerrAl United, ein Produktions- und Entwicklungsstandort bleiben und sich weiterentwickeln. Allerdings ist es schmerzlich, dass eine nicht unerhebliche Anzahl von Mitarbeitenden künftig keine Beschäftigung mehr haben könnten.

Wichtig ist es aus Sicht des Betriebsrates und der IG Metall in den weiteren Verhandlungen konstruktiv und damit im Sinne der Beschäftigten, deren Familien und somit der gesamten Region weiter zu verhandeln. Die Transformation und die Stabilisierung der Wettbewerbsfähigkeit in einem schwierigen Marktumfeld wie der Automobilindustrie wird nicht einfach. Sie wird nur gelingen, wenn Beschäftigte mitgestalten können, einbezogen und gehört werden. Und das gilt auch für Selzer.

Ein wichtiger Faktor ist, dass die Menschen Perspektiven erhalten. Sie an der Zukunft mitgestalten können und es für Mitarbeitende, denen auf Grund der Entscheidung des Arbeitgebers keine Perspektive mehr angeboten werden kann, sozialverträgliche Möglichkeiten angeboten werden, um das Unternehmen zu verlassen.

„Betriebsrat und IG Metall werden weiterhin aktiv in den Verhandlungen an einer Zukunft mitgestalten. Wir haben ein Interesse, dass es in Driedorf weitergeht. Wichtige Kompromisse und Lösungsansätze, auch in Bezug auf Flexibilisierung haben wir vereinbart. Das ist ein Zeichen des Wollens. Allerdings haben wir auch darüber zu wachen und treten dafür ein, dass die Beschäftigten für das Versagen der früheren Geschäftsleitung und des früheren Gesellschafters, nicht zur Kasse gebeten werden.“

„Wir haben Interesse an der Zukunft von Selzer in Driedorf. Dies haben wir durch unser betriebliches, tarifliches und kollektives Engagement in den letzten Jahren gezeigt. Wo Geschäftsleitungen ratlos waren, haben Betriebsrat und IG Metall an proaktiven Lösungen gearbeitet. Ohne das Engagement und die Bereitschaft eine Zukunft zu gestalten, Brückenbauer und Ideengeber zu sein, wären wir heute gar mehr in der Lage, eine Zukunft für Selzer mit der neuen Geschäftsleitung und dem neuen Gesellschafter zu gestalten. Das zeigt, wie ernsthaft wir an der Zukunft arbeiten. Dies gilt auch für die vielen tiefgreifenden Beiträge der Belegschaft in den letzten Jahren, wie z.B. Verzicht auf Tariferhöhungen, Weihnachts- und Urlaubsgeld.“

In den derzeitigen Verhandlungen wurde vereinbart, die Auszahlung des Tariflichen Zusatzgeldes auszusetzen und in freie Tage für alle Beschäftigten zu wandeln. So leisten die Beschäftigten erneut einen Beitrag zur Entspannung der finanziellen Belastung des Unternehmens. Im Gegenzug wird der Verzicht auf Auszahlung in zusätzliche freie Tage gewandelt, die von Beschäftigten beantragt und genommen werden können. So wird möglichen Auftragsdellen entgegengewirkt. Ob seitens des Arbeitgebers weitere Arbeitnehmerverzichte gefordert werden, ist derzeit nicht absehbar.

Zukunft ja bitte! Aber Zukunft geht nur gemeinsam!

Von: mh

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